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Prüfungs­angst und Schul­angst: Ängste und Nervosität verstehen und handhaben

Herzklopfen vor der Fahrprüfung, zittrige Hände vor der Abschluss­arbeit – eine gewisse Nervosität in Prüfungs­situationen kennen die meisten von uns.

Mitunter wird die Angst aber so intensiv, dass sie die Leistungs­fähigkeit beeinträchtigt oder sogar zum totalen „Blackout“ führt. Und nicht selten wird die Prüfung­sangst dann mit jeder negativen Erfahrung größer. Wir geben dir in diesem Ratgeber einen Überblick, wie Prüfungs­angst und Schulangst entstehen, welche „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ es gibt und wie du mit Angst vor Prüfungen langfristig umgehen kannst.

Definition

Was ist Prüfungs­angst und wie äußert sie sich?

Per Definition ist Prüfungs­angst „Angst, die eine Person vor oder während einer Prüfung oder einer anderen Bewertungs­situation verspürt und die die Leistungs­fähigkeit beeinträchtigt“. Prüfungs­angst kann also nicht nur vor schulischen oder beruflichen Prüfungen auftreten, sondern in allen Situationen, in denen die eigene Leistung kritisch bewertet und verglichen wird – etwa bei Sportwett­kämpfen, Präsentationen oder Auftritten vor Publikum.

Wie entsteht Prüfungsangst?

Angst vor Prüfungen kann unterschiedliche Ursachen haben. Häufig entsteht sie aus einem Gefühl von Ohnmacht, wenn man den Erwartungen und der Bewertung anderer „hilflos“ ausgeliefert ist. Die Angst, vor anderen zu versagen oder auch den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden, kann sich bei einigen Menschen im Kopf festsetzen. Unbewusst spielen sie die möglichen Szenarien durch, die eine negative Bewertung für ihr Ansehen oder ihre berufliche Karriere bedeuten könnte – und steigern sich in eine panik­ähnliche Situation hinein. Es kommt vor, dass dieses „Kopfkino“ mit jeder Prüfungs­erfahrung schlimmer wird und sich schließlich auch körperlich äußert.

Typische Anzeichen für Prüfungs­angst

Prüfungs­angst kann sich schon Tage und Wochen vorher bemerkbar machen, z. B. wenn du weißt, dass eine wichtige Prüfung an der Uni ansteht oder wenn ein Referat fällig ist, das entscheidend zur Note beiträgt. Typische Anzeichen in der Phase vor der eigentlichen Prüfung sind: 

Die Vorbereitung für die Prüfung wird so lange wie möglich herausgezögert

Es wird in jeder freien Minute gelernt, dennoch bleibt das Gefühl, nicht vorbereitet zu sein

Betroffene finden schwer zur Ruhe, sind nervös und unkonzentriert

Körperliche Beschwerden wie psycho­somatische Bauchschmerzen und Verdauungs­probleme

Unmittelbar vor oder in der Prüfungs­situation können sich Ängste auch körperlich zeigen. 

Typische Symptome können sein: 

  • Herzrasen
  • Schwitzen oder schwitzende Hände
  • Zittern
  • Schwindel
  • Ohrensausen
  • Hyperventilieren

Auch wenn diese Symptome in der Regel keine körperlichen Beschwerden als Ursache haben, ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und sie richtig einzuordnen. Im Idealfall sind alle Beteiligten vor Prüfungs­situationen informiert, damit sie entsprechend auf die Symptome eingehen und die Betroffenen unterstützen können.

Mädchen nachdenklich in der SchuleMädchen nachdenklich in der SchuleMädchen nachdenklich in der Schule
Methoden

Wie kann ich mit Prüfungs­angst umgehen lernen?

Es gibt kein Patentrezept gegen Prüfungsangst – jeder Mensch tickt anders und hat im Leben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wichtig ist aber, sich aktiv mit den eigenen Ängsten und Gefühlen auseinander­zusetzen, um sie irgendwann kontrollieren zu können. 

Dafür gibt es unterschiedliche Methoden:

„Wenn ich nicht bestehe, stehe ich vor allen als Versager da“, „Wenn ich durchfalle, finde ich niemals einen guten Job“ – solche irrationalen Gedanken übernehmen bei Prüfungs­ängsten schnell die Kontrolle. Unterbrich die Gedanken­spirale, indem du logische Gegen­argumente formulierst, z. B. „Meine Freunde mögen mich nicht weniger, nur weil ich durchgefallen bin“ oder „Wenn ich nicht bestehe, kann ich die Prüfung wiederholen“.

Bereite dich gründlich auf die Prüfung vor – das gibt dir Sicherheit. Wenn du merkst, dass du in Panik verfällst oder die negative Gedanken­spirale wieder losgeht, ermutige dich selbst mit ganz einfach Sätzen wie „Ich schaffe das“, „Ich bin gut vorbereitet“, „Ich bin gut in diesem Thema“.

Male dir die Prüfungs­situation konkret aus, inklusive deiner Nervosität. Versuche deine Gefühle möglichst genau nachzuempfinden und lasse sie zu. Spiele dieses Bild einige Mal durch, um dir selbst zu zeigen, dass du die Situation kontrollieren kannst – häufig reicht das schon, damit die Angst schwächer wird.

Sorge dafür, dass du auch im Lern- und Prüfungs­stress herunterfahren kannst. Ein Spaziergang, Sport, Mediation oder ein Gespräch mit guten Freunden kann dir helfen, zu entspannen und ins Gleichgewicht zu kommen.

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Was hilft unmittelbar bei Prüfungs­angst? 

Was, wenn du dich gut vorbereitet und alle Tipps befolgt hast – aber am Morgen der Prüfung packt dich trotzdem die Panik? Direkt vor der Prüfung können dir kleine Rituale Sicherheit geben – zum Beispiel Atem­übungen oder ein kurzer Spaziergang. Auch natürliche Hilfsmittel wie Kräutertees, ätherische Öle oder Bachblüten können dich unterstützen, in Stress­situationen die Ruhe zu bewahren und deine innere Balance aufrecht zu erhalten.

Schulangst

Schulangst und Schul­vermeidung erkennen

Wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr zur Schule gehen wollen, heimlich schwänzen oder immer wieder krank sind, dann kann Schulangst dahinterstecken. Sowohl die Ursachen als auch die Ausprägungen einer Schulangst sind ganz unterschiedlich und nicht immer leicht zu erkennen.

Zu den häufigen Gründen für Schulangst zählen:  

  • Leistungsangst: die Angst, den Erwartungen der Lehrer, der Eltern oder auch den eigenen hohen Erwartungen nicht gerecht zu werden
  • Prüfungsangst, also Angst vor Arbeiten, Referaten oder Präsentationen in der Klasse  
  • Mobbing, Ausgrenzen oder ungerechte Behandlung durch Mitschüler oder Lehrer

In einigen Fällen vermeiden Kinder auch in die Schule zu gehen, weil sie nicht von ihren Eltern getrennt sein wollen. Experten sprechen in solchen Fällen aber eher von einer Schulphobie, da hier in der Regel andere Ursachen zugrunde liegen. 

Wie äußert sich Schulangst?

Gerade bei jüngeren Kindern kann sich eine Schulangst auch in körperlichen Symptomen zeigen.

Typisch können sein:  

  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Zittern
  • Schweißausbrüche

Auch Einschlafstörungen, Alpträume oder Appetit­losigkeit sowie Bettnässen können bei Schulangst vorkommen. Oft sind es insbesondere sensible oder verträumte Kinder, die von Schulangst betroffen sind. Denn Kinder, die zum Grübeln neigen, geraten leichter in negative Gedanken­spiralen, die eine Schulangst auslösen können.

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6 Tipps

Sechs Tipps für den Umgang mit Schulangst

Auch wenn die Ängste irrational erscheinen, sollten Eltern und Lehrer Schulangst nicht verurteilen oder auf die leichte Schulter nehmen – das verstärkt bei Kindern nur das Gefühl der Hilf- und Machtlosigkeit.

Fordere dein Kind auf, seine Ängste klar zu formulieren oder sie zu zeichnen. So könnt ihr gemeinsam Gegen­argumente gegen die Angst finden, die deinem Kind Sicherheit geben.

Anstatt immer wieder Entschuldigungen für dein Kind zu schreiben, solltest du rechtzeitig das Gespräch mit den Lehrkräften suchen, um die Schulangst und mögliche Gründe zu thematisieren.

Wenn ein Schulkind aufgrund seiner Schulangst immer wieder zuhause bleibt, verpasst es nicht nur den Unterrichts­stoff, es hat auch keine Chance, sich seinen Ängsten zu stellen. Daher solltet ihr frühzeitig gemeinsam nach Lösungen suchen, die Schulangst zu überwinden.

Gewohnheiten oder Rituale geben Kindern Sicherheit. Das kann ein warmer Kakao oder ein kurzer Spruch morgens vor der Schule sein, ein gemeinsamer Schulweg oder auch ein Einschlaf­ritual, bei dem ihr den Tag besprecht.

Wenn Gespräche und Gedanken­übungen zuhause nicht helfen, solltest du Hilfe suchen. Gute erste Anlaufstellen sind Schul­sozialarbeiter oder Schul­psychologen sowie Therapeuten, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind.

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